Adoption eines Auslandshundes – was es zu beachten gilt
Ein Hund aus dem Ausland ist ebenso vollwertig und wertvoll wie jeder andere Hund. Einige von ihnen bringen ihr eigenes Päckchen mit, da sie aus einem Land stammen, in dem Tierleben nicht geachtet werden und sie vielleicht bereits schlechte Erfahrungen machen mussten. Andere von ihnen blieben davon verschont aber sehnen sich gleichermaßen nach einem schönen Leben in einer liebenden Familie. Wir freuen uns, dass du dich dafür entschieden hast einem Schützling genau das zu schenken und möchten dir hier eine Übersicht darüber geben, was es vor, während und nach dem Einzug eines Auslandshundes zu beachten gilt.
Endlich
01. Abholung deines Schützlings
Aushändigung
Du nimmst deinen Schützling am Abholort mit bereits angezogenem Sicherheitsgeschirr entgegen. Außerdem erhältst du seinen Impfausweis und eine Wurmtablette, falls du diese nicht bereits vorher mit dem Vertrag auf postalischem Wege erhalten hast.
Die Wurmtablette kannst du dem Neuankömmling bereits am Tag nach der Abholung in etwas Leberwurst geben.
Der Nachhause-Weg
Unsere Hunde haben, sobald sie am Abholpunkt ankommen, alle eine lange Fahrt hinter sich. Fahre bitte mit deinem Schützling ohne Umwege und Pausen direkt nach Hause! Die Gefahr, dass dein neuer Liebling dir unterwegs noch abhaut, ist zu groß und er noch zu aufgeregt von der Reise. Gehe außerdem vor dem Öffnen der Autotüren sicher, dass das Sicherheitsgeschirr noch richtig sitzt und dein neues Familienmitglied nicht entwischen kann.
Anmeldung
Bitte denke daran, rechtzeitig eine Haftpflicht-Versicherung für deinen Hund einzurichten und ihn vor allem bei der Stadt-/ Gemeindeverwaltung anzumelden.
Bei Tasso e.V. brauchst du deinen Schützling nicht registrieren, dies haben wir bereits vor Ausreise für dich erledigt.
WICHTIG
02. Die richtige Sicherung
Immer wieder betonen wir als Tierschützer die Notwendigkeit der richtigen Sicherung. Dies machen wir nicht umsonst, denn leider kriegen wir meist hautnah mit, was passiert wenn diese nicht beachtet wird. Zu viele Hunden mussten wegen mangelnder Sicherung ihr Leben lassen, da sie davonliefen und von Autos erfasst wurden oder nach wochenlangen Strapazen und Stress zusammenklappten. Dein Hund hat keinerlei Orientierung in der neuen Umgebung und kennt all die neuen Eindrücke nicht. Er kann sich leicht erschrecken, ob vor einem Müllwagen, schreienden Kindern, einem Fahrradfahrer…. Um kein Risiko einzugehen solltest du daher unbedingt Folgendes beachten und umsetzen:
Sicherheitsgeschirr
Das Sicherheitsgeschirr ist, wie der Name schon sagt, sicherer als übliche Brustgeschirre. Aus diesem kann sich ein Hund im Schreckmoment nicht so leicht befreien. Deswegen ist es wichtig, dass du das Sicherheitsgeschirr die erste Zeit unbedingt benutzt. Vertraglich sind in unserem Tierüberlassungsvertrag vier Wochen vorgeschrieben, doch die Notwendigkeit kann, je nach Charakter des Hundes, auch länger gegeben sein. Benutze das Sicherheitsgeschirr also im Zweifel auf jeden Fall weiter und wende dich bei Fragen gern an unser Team.
Beachte: Da die Hunde das Tragen eines Geschirres nicht gewohnt sind, kann es sein, dass sie es anknabbern. Besonders bei Welpen passiert es häufig, dass einer der Riemen dadurch reißt und das Geschirr unbrauchbar wird. Am besten ziehst du dem Schützling das Geschirr also Zuhause und vor allem über Nacht aus und gehst vor dem Anlegen sicher, dass es noch intakt ist.
Doppelte Sicherung
Zusätzlich zum Sicherheitsgeschirr empfehlen wir in der ersten Zeit nach der Ankunft der Fellnase unbedingt die doppelte Sicherung. Dies geschieht, indem du zusätzlich zu der Führleine am Sicherheitsgeschirr eine zweite Leine mit Bauchgurt am Halsband befestigst. Sollte dein Hund sich also durch etwas erschrecken und zur Seite springen, solltest du stolpern oder sollte dir aus irgendeinem anderen Grund die Leine aus der Hand fallen, kann dein Schützling nicht entwischen. Durch die Befestigung der zweiten Leine an der Hüfte hast du eine zusätzliche Absicherung in unbekannten Situationen. Dies hat schon viele Leben gerettet.
Schleppleine
Sichere deinen Hund bitte anfangs auch in eingezäuntem Gelände mit einer Schleppleine. Man weiß nie, ob er nicht doch irgendwo ausbrechen kann. Die Schleppleine dient als zusätzliche Absicherung.
KEINE Flexileinen!
Bitte verwende nur feste Leinen – keine Flexi-Leinen. Diese sind ungeeignet, da sie durch das Aufrollen den Hund verschrecken oder im schlimmsten Fall zu Verletzungen des Hundes führen können. Wenn eine klobige Flexi-Leine auf den Boden fällt, kann sich der Hund außerdem massiv erschrecken und losrennen, wobei er die schwere Leine hinter sich her zieht, was in einer tödlichen Hetzjagd enden kann.
Verständnis
03. Stubenreinheit
Stubenreinheit
In den meisten Fällen sind unsere Schützlinge noch nicht stubenrein. Habe bitte Geduld mit ihm und bestrafen ihn nicht.
Man kann einen Hund viel besser und sicherer „erziehen“ wenn man mit Lob arbeitet. Gehe mit deinem Vierbeiner am Anfang mind. alle 2 Stunden raus und lobe ihn, wenn er draußen sein Geschäft erledigt. Sollte doch einmal im Haus etwas daneben gehen, tadel ihn nicht.
Einige Hunde lernen es sehr schnell ihr Geschäft nicht im Haus zu verrichten, andere brauchen dafür etwas länger, auch wenn sie keine Welpen mehr sind. Hier ist Geduld und Verständnis gefragt.
Beachte: Manchmal machen Hunde noch ins Haus, da draußen alles viel zu aufregend ist oder sie sich draußen noch zu unsicher fühlen. Hierbei kann es ratsam sein einen festen Platz nahe des Hauses einzurichten, den du mit deinem Hund immer wieder aufsuchst. Dadurch wird er sich dort schnell sicherer fühlen und eher sein Geschäft verrichten. Auch kann in so einer Situation eine Schleppleine sehr hilfreich sein.
Durchfall
Die Reise schlägt vielen Hunden auf den Magen. So kann es sehr häufig sein, dass dein neuer Liebling auf diese stressige Situation und die Futterumstellung mit Durchfall reagiert – dies kann einige (3-5) Tage dauern. Welpen sind hiervon häufiger betroffen, als die erwachsenen Hunde. Eine erste Abhilfe kann die Morosche Möhrensuppe bieten.
Giardien
Sollte sich der Durchfall nicht bessern oder bei Blutbeimengungen, suche bitte den Tierarzt auf. Besonders bei Welpen ist es wahrscheinlich, dass sie von Giardien betroffen sind. Für die Feststellung sammelst du drei Kotproben und gibst diese beim Tierarzt ab. Dieser untersucht sie im Labor und teilt dir den Befund mit. Wende dich bei positivem Befund gern an eine unserer Vermittlerinnen. Aufgrund unserer langjähriger Erfahrung können wir dir mit Rat zur Seite stehen.
Geduld
04. Ankommen lassen
Einige Hunde verkraften die Umstellung besser als andere. Die Zeit, die ein Hund braucht um sich an all die neuen Eindrücke zu gewöhnen, sich wohlzufühlen und aus sich herauszukommen, ist völlig individuell. In dieser Hinsicht ist besonders viel Geduld, Verständnis und Einfühlungsvermögen gefragt.
Ruhe schaffen
Gestalte die Ankunft deines Schützlings ruhig. Die meisten sind nach der langen Fahrt wider Erwarten sehr aufgedreht und kommen erst wenige Stunden später zur Ruhe bzw. schlafen sich aus.
Generell solltest du die Anfangszeit mit deinem neuen Familienmitglied nicht mit noch mehr neuen Eindrücken füllen, als denen, denen dein Schützling sowieso schon ausgesetzt ist. Lade zum Beispiel nicht sofort Besuch ein, sondern nutze die Zeit, damit ihr euch ganz in Ruhe gegenseitig beschnuppern und kennenlernen könnt.
Auch wenn der Einzug auch für dich sehr spannend ist, versuche außerdem Ruhe auszustrahlen. Tiere sind sehr empfindlich für unsere Emotionen. Je aufgeregter du bist, desto mehr spiegelt dies auch dein Hund.
Erwartungshaltung
Ein Hund aus dem Tierschutz ist immer ein Überraschungspaket. Wie schnell und gut sich dein neuer Schützling einlebt hängt von vielen Faktoren ab. Einige davon kannst du nicht beeinflussen, andere schon.
Wir geben uns beste Mühe unsere Hunde so zu beschreiben, wie sie sich vor Ort in unseren Tierheimen und Pflegestellen zeigen. Sollte ein von uns als aufgeschlossener und selbstbewusster Hund sich im neuen Zuhause erst einmal völlig anders und zum Beispiel ängstlich zeigen, liegt das nicht an einer falschen Beschreibung, sondern daran, dass es nie eine Garantie dafür gibt, wie gut ein Hund all die Veränderungen wegsteckt.
Einige von ihnen sind von dem Transport, der Trennung von ihren Fellkumpels/ Geschwistern und den neuen Eindrücken so gestresst, dass sie dies erst einmal verdauen müssen. Gib deinem Hund Zeit dafür und sei nicht gleich enttäuscht wenn er sich zunächst anders zeigt als erhofft. Dies kann bereits nach wenigen Tagen schon völlig anders aussehen. Manche von ihnen brauchen jedoch auch länger.
Rückzugsmöglichkeiten schaffen
Schaffe für deine Fellnase Rückzugsorte. Stelle das Bettchen zum Beispiel nicht in den Flur oder an einen Ort, an dem ständig jemand vorbei geht, sondern suche dafür eine ruhige Ecke.
So kann der Vierbeiner sich zurückziehen, wenn ihm die Eindrücke doch mal zu viel werden und gleichzeitig trotzdem das Geschehen beobachten, ohne mittendrin sein zu müssen.
Rudelschlafen
Lasse deinen Hundekumpel in den ersten Nächten nicht alleine. Für ihn ist alles neu und er war zuvor sicher mit Artgenossen zusammen. In den ersten Nächten ist die Zusammengehörigkeit wichtig.
Wir haben in der Vergangenheit oftmals die Erfahrung gemacht, dass das Schlafen in einem Raum den Tieren hilft, eine Bindung aufzubauen und ein Sicherheitsgefühl zu erlangen.
Fragen und Tipps
Sollte dein Hund nur schwer aus sich herauskommen oder solltest du mit etwas überfordert sein kannst du dich jederzeit an die entsprechende Vermittlerin oder das Team wenden. Wir stehen dir beratend zur Seite und können dir gegebenenfalls Tipps und Tricks an die Hand geben.
Alles neu
05. Spazierengehen
Sicherung
Bitte beachte bei jedem Spaziergang die oben beschriebene Sicherung und setze diese um! Hierbei ist es egal, ob ihr “nur kurz” vor die Tür geht oder längere Runden dreht.
Ein Hund kann auch vor der Haustüre entlaufen – Sicherheit geht in diesem Fall immer vor!
Wohlfühlen
Wahrscheinlich ist das Kennenlernen der neuen Umgebung für deinen Schützling sehr aufregend und eventuell sogar überfordernd. Wie bereits oben beschrieben, fällt es deswegen sogar einigen Hunden schwer, sich draußen zu lösen.
Du kannst deinem Hund ganz leicht Sicherheit geben, indem du mit ihm eine Routine aufbaust. Begib dich anfangs auf nicht zu viele unterschiedliche Touren, auch wenn du ihm am liebsten alles auf einmal zeigen möchtest. Baue feste Strecken oder Orte ein und lass den Hund diese kennenlernen. Mit der Zeit kannst du diese, wenn dein Hund sich damit wohlfühlt, natürlich ausweiten.
Ruhe
Ausflüge zu Zielen mit Menschenansammlungen, hohem Lautstärkepegel oder Einkaufstouren sollten zu Beginn oder ggfs. generell nicht in Begleitung deines Hundes auf dem Programm stehen. Dein Schützling muss erstmal bei dir ankommen, bevor er noch mehr Eindrücke verarbeiten kann.
Kennzeichnung
Kennzeichne deinen Hund mit der von der Stadt-/ Gemeindeverwaltung zugeschickten Plakette, die du nach der Anmeldung des Hundes erhalten hast.
Außerdem ist es hilfreich, wenn du einen Hinweis auf deine Kontaktdaten an dem Hund befestigt hast, sodass du, falls es trotz Sicherung doch dazu kommen sollte, dass der Hund entwischt, benachrichtigt werden kannst.
Welpen
Welpen stecken voller Lebensenergie und Tatendrang und vergessen oftmals selbst, dass sie noch nicht die Muskelkraft und Ausdauer haben, die sie sich wohl wünschen.
Beachte bitte, dass du mit einem Welpen keine zu langen Strecken laufen kannst, da dies negative Auswirkungen auf den Bewegungsapparat haben könnte und du ihn schnell überfordern kannst.
. Auch Fahrradfahren oder Joggen solltest du bis zu einem gewissen Alter unbedingt vermeiden. Befrage hierzu gern deinen Tierarzt.
Erziehung
06. Training
Die Reise in sein neues Leben war für dein Fellkind der Start von etwas Großartigem, doch vielleicht fühlt es sich für ihn/sie in diesem Moment stressbedingt noch nicht so an. Gebe ihm Zeit alles zu verarbeiten und lass den Vierbeiner erst einmal Hund sein und ankommen, bevor du anstrengendes Training beginnst. Grenzen setzen und Regeln für euer Zusammenleben festlegen kannst du von Beginn an, überfordere deinen Schützling jedoch nicht und verlange zu viel von ihm.
Erwartungshaltung
Auch wenn es um die Erziehung und den Lernfortschritt deines Vierbeiners geht, ist Geduld gefragt.
Erwarte von deinem Hund nicht zu viel, nachdem sich doch gerade eben seine Lebensumstände komplett verändert haben.
Unsere Hunde kennen das Leben in einem Haushalt in den meisten Fällen nicht und müssen das Hunde 1×1 erst lernen. Dies kann bei einigen Hunden schneller gehen als bei anderen. Hab Verständnis für deinen Hund, stelle dich auf sein Tempo ein und feiere jeden noch so kleinen Erfolg.
Alleine bleiben
Lasse dein neues Familienmitglied grundsätzlich nicht länger als 4 Stunden alleine. Es gibt Studien, die aufzeigen, dass diese Zeit die Toleranzgrenze für einen Hund ist, bevor er unruhig wird und Verlustängste bekommt.
Auch hier gibt es sicher Unterschiede. Einigen sensiblen Seelen sind 30 Minuten schon zu lange. Hier solltest du dir mit deinem Hundetrainer eine Strategie erarbeiten, die deinem Hund die Wartezeit erträglicher macht.
Welpen sollten in den ersten Lebensmonaten generell nicht allein gelassen werden.
Artgenossenkontakt
Hunde sind unheimlich soziale Wesen. Besonders Auslandshunde, die oftmals in kleinen Rudeln auf der Straße lebten oder durch unsere Rudelhaltung im Asyl immer einige Fellkumpels um sich herum hatten, brauchen den Kontakt zu ihren Artgenossen dringend. Nicht nur können sie sich im gemeinsamen Spiel auslasten, sondern lernen sie durch die Interaktion fortwährend viel im Hinblick auf ihr Sozialverhalten. Auch kann die Interaktion förderlich für die Charakterbildung sein.
Solltest du deinem Hund durch deine Lebensumstände oder Gassirunden nicht genügend Kontakte zu Artgenossen bieten können, können Spielgruppen (z.B. Welpen-Spielgruppen oder Junghunde-Spielgruppen) Abhilfe schaffen.
Hundeschule/ Hundetrainer*in
Eine Hundeschule kann dir und deinem Hund helfen eine gute Basis zu schaffen und dir bei der Vermittlung des Hunde 1×1 helfen. Besonders wenn du noch keine Hundeerfahrung hast, ist es hilfreich jemanden zu haben, der dir vor Ort helfen und beratend zur Seite stehen kann.
Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass es sich um eine gute Hundeschule handelt. Auf welche Kriterien du hierbei achten solltest, können wir dir gerne in einem Gespräch erklären.
Solltest du spezifische Hilfe mit gewissem Problemverhalten deines Hundes benötigen, empfehlen wir dir eher eine*n Trainer*in, der/die individuell mit euch arbeitet und euch mobil betreut.
WICHTIG
07. Mittelmeerkrankheiten
Beachte, dass du deinen Hund unbedingt nach sechs Monaten im neuen Zuhause (im Alter von mindestens einem Jahr) auf Mittelmeerkrankheiten testen solltest. Warum dies wichtig ist, können dir unsere Vermittlerinnen im persönlichen Gespräch näher erläutern oder du liest hier nach.
Infomaterial
Downloads
Infomaterial zum Download findest du außerdem hier: