🍀Wie Clarky zu uns kam – ein Erfahrungsbericht 🍀
Erfahrungsbericht Pflegestelle mit Option – Hund CLARKY
Drei lange Jahre COVID-Pandemie haben unser Arbeitsleben nachhaltig verändert: Während das Arbeiten von zuhause (Home Office) früher die Ausnahme war hat es sich in einigen Berufsgruppen, so wie auch in unseren, heute fest etabliert. Konkret bedeutet dies für uns als Paar in seinen Dreißigern, dass wir nun auf Dauer zwischen Büroanwesenheit außer Haus bzw. Selbstständigkeit und dem Arbeiten im Home Office tageweise wählen und uns dabei abwechseln können. Dank dieser Planungssicherheit wollten wir schließlich den Wunsch nach einem eigenen Hund als neuem Familienmitglied verwirklichen.
Uns waren bei der Suche nach unserem „Fellkind“ vorab drei Punkte sehr wichtig:
- Es war, ist und wird für uns immer Ehrensache sein, ein Tier aus dem Tierschutz bei uns aufzunehmen, denn davon gibt es wahrlich (und leider) genug. Etwaige Alternativen wie ein Hund vom Züchter schließen sich damit von selbst aus.
- Für uns kommen nur seriöse Tierschutzvereine für die Vermittlung infrage. Dubioses Hobbyzüchten und Verscherbeln von Tieren etwa via Ebay Kleinanzeigen, durch „Bekannte“ etc. ohne jegliche Prüf- oder Kontrollmechanismen, wie auch ein Kauf trotz unklarer Herkunft/Vorgeschichte (illegale Welpen-/Hundetransporte usw.) lehnen wir kategorisch ab.
- Der Hund soll zu uns und unserem Leben passen und soll davon ein integraler Bestandteil werden. Wir und unser Leben müssen aber auch zu dem Hund passen. Da muss man ehrlich und fair sein.
So haben wir zunächst die Websites der lokalen Tierheime bzw. Tierschutzvereine durchsucht, doch hier schlichtweg nicht „unseren Kandidaten“ gefunden. Denn trotz guter und nötiger Vorüberlegungen, was man leisten kann und leisten möchte, ist es doch am Ende das Bauchgefühl, womit man die finale Entscheidung fällt. So haben wir im Anschluss bei Shelta gesucht, dem großen Online-Tierheim vom Haustierregister TASSO e.V. Denn so grotesk es klingt, hier kann man richtige Suchkriterien zum Filtern der Ergebnisse auswählen, und kaum getan, spuckte uns das System immer noch Hunderte Anzeigen von Tierschutzhunden aus, die ein Zuhause suchen.
Wir überblickten grob die Ergebnisse und da war es plötzlich, das Bauchgefühl: Wir sahen Clarkys Anzeige. Unter allen war er der Einzige, der für uns infrage kam. Uns hat zudem sehr gefreut, dass er schwarzes Fell hat und kein Welpe mehr ist (eines unserer Suchkriterien), da wir wissen, dass schwarze Tiere es aufgrund der Optik, Vorurteilen oder Aberglauben leider ohnehin schwerer haben, vermittelt zu werden, und die Chancen nach dem Welpenalter noch weiter sinken. Das also war unsere Chance, einem Tier ein neues Zuhauses zu schenken. Denn wie hatten wir einmal gehört: Du kannst nicht die ganze Welt und alle Tiere retten, aber du kannst die ganze Welt eines Tieres retten. Und das sollte der knapp eineinhalbjährige Clarky von einer Müllhalde aus Kroatien sein.
Pflegestelle mit Option
Neben der direkten Adoption und dem Dasein als Pflegestelle lasen wir auf der Website von Hands4Animals (H4A), dass es als temporären „Mittelweg“ die Möglichkeit einer Pflegestelle auf Option gibt, was für uns ideal war: Vier Wochen lernt man das Tier kennen und das Tier lernt in Ruhe die Familie kennen, bevor man sich für die Adoption und damit für die volle Verantwortung, ein Tierleben lang, entscheidet- oder dagegen. In diesem Fall verbleibt das Tier in der Familie, wird aber von H4A (wieder) in die aktive Vermittlung aufgenommen.
Es sei gesagt, dass uns während des gesamten Bewerbungsprozesses vom Absenden unserer Online-Selbstauskunft bis hin zum Telefoninterview und der Vorort-Kontrolle Ehrlichkeit gegenüber und auch seitens des Vereins sehr wichtig war, denn nur so können die Weichen für eine erfolgreiche Adoption gestellt werden. Glücklicherweise haben wir den Austausch immer als sehr ehrlich und aufrichtig empfunden und hatten somit ohnehin wenig Bedenken, dass Clarky nicht gut zu uns passen würde. „Auf Option“ war für uns neben unserem Vertrauen in H4A einfach eine doppelte Absicherung, sollte es am Ende überraschenderweise doch an Sympathie bzw. „Bauchgefühl“ gegenüber Clarky mangeln, denn immerhin entscheidet man sich ein Leben lang füreinander.
Dass uns klischeehafte Argumente entgegenschlugen, wie „Ihr wisst gar nicht, was ihr euch da ins Haus holt“ oder „Wer weiß, welche Traumata und Aggressionen der hat“ haben uns dabei nicht verunsichert, sondern ließen und lassen uns heute umso mehr für diesen „Mittelweg“ werben. Denn selbst, wenn man nicht den passenden vierbeinigen Partner fürs Leben gefunden hat und das Tier wieder in die Vermittlung geht, trägt man selbst tatkräftig zum aktiven Tierschutz bei: Neuen Interessenten wird so nämlich die Möglichkeit gewährt, den Kandidaten innerhalb der eigenen Landesgrenzen, ja vielleicht gar nicht weit entfernt persönlich kennenzulernen- ein klarer Wettbewerbsvorteil gegenüber der tierischen Konkurrenz, die weit weg in Bosnien-Herzegowina und Kroatien notgedrungen auf gute Bildaufnahmen und ansprechende Beschreibungen vertrauen muss, um ihre Menschen zu finden. Zumal das Tier während der Pflegezeit schon das Zusammenleben in einer Familie und erste Strukturen und Regeln kennenlernen durfte, was ebenfalls seine Vermittlungschancen steigert. Das Ganze wird noch abgerundet von der Tatsache, dass wir nicht nur vor Clarkys Ankunft, sondern auch im Nachgang wertvolle Unterstützung von H4A erhielten, sowohl in Form von Tipps und Tricks als z.B. sogar auch im Sinne von Medikamenten, die uns vom Verein per Post geschickt wurden, als der Kleine kurzzeitig etwas angeschlagen war.
Alles in Einem stellte die Pflegestelle mit Option für uns persönlich also die beste Vermittlungsmöglichkeit dar, unabhängig vom Ausgang nach den vier Wochen Kennenlernen auf Probe. Diese haben im Falle von Clarky aber ohnehin – wie wir von vornerein geplant und erhofft hatten – zu seiner offiziellen Adoption geführt!
Clarkys neues Leben in der bayerischen Oberpfalz
Wir hätten mit Clarky nicht mehr Glück haben können. Nicht nur, dass er schon stubenrein war und super leinenführig ist, er liebt einfach alle Menschen, inklusive Kindern, und ist durch und durch ein absoluter Charmeur: Pfote geben und große Hundeaugen machen sind seine Paradedisziplinen. Mit Leberwurst kann man ihn immer begeistern und sein Gassi liebt er, besonders im nahen Park, denn da gibt es immer viel zu tun und viel zu erschnüffeln. Wenn wir dabei Efi, die ehemalige rumänische Straßenhündin, oder Labrador-Dame Monkey treffen ist der Tag perfekt, denn das sind seine besten Freundinnen. Was hingegen fremde Hunde beim Gassigehen betrifft, so ist Prinz Clarky schon wählerischer. Je nach Einzelfallentscheidung schwankt es zwischen Nichtbeachtung bzw. Freude seinerseits oder auch dass beim Hundekontakt (v.a. mit Rüden) manchmal Satan aus ihm spricht. Aber das wurde uns von H4A schon so prophezeit (Thema Ehrlichkeit!) und mei, vollkommen sind wir alle nicht, dafür geht es ja bald ohnehin in die Hundeschule. Ansonsten findet er nur Brücken sehr suspekt, kommt dafür aber auch mit Katzen und sogar Pferden gut klar.
Außerdem beteiligt sich Clarky aktiv an der häuslichen Aufgabenverteilung, indem er die Posten der Sockenpolizei und des morgendlichen Weckdienstes übernommen hat. Pflichtbewusst wie er ist, werden im beruflichen Exkurs zur Lebensmittelbehörde seinerseits auch unbewachte Lebensmittel wie jüngst ein zum Glück unmariniertes 300 Gramm Bio-Rinderfiletsteak „konfisziert“, denn sicher ist sicher. Sein seliges Lächeln im Anschluss sowie sein stets verliebter Blick uns gegenüber – denn er hat eine richtige Mimik! – lassen natürlich nur auf aufrichtige Intentionen zu unserem Wohle schließen. Und so lernen auch wir Menschen im neuen Zusammenleben mit Hund jeden Tag etwas dazu, wie eben in der Küche als Clarkys auserkorenem „Raum der Wunder“ nie mehr etwas mehr unbewacht liegen zu lassen. Ebenso wissen wir mittlerweile von unserem kleinen Fuchs, dass nicht jedes Fiepsen auf das Verrichten eines Bedürfnisses schließen und uns aufspringen lassen muss, sondern durchaus auch mal dem bloßen Schrei nach Aufmerksamkeit gleichkommt, denn die liebt er sehr.
Abschließend ist zu sagen, dass wir uns sehr auf die weitere gemeinsame Zeit mit Clarky freuen und sehr glücklich darüber sind, ihn gefunden und bei uns aufgenommen zu haben. Unser Respekt und Dank gelten allen H4A-Helfenden, die uns auf dieser Reise begleitet haben und uns auch heute noch unterstützen, sowie allen anderen Beteiligten im Hintergrund. Wir hoffen, dass Karma, das Universum und/ oder eine höhere Macht euch für eure Mühen tausendfach belohnen und dass jeder Hund und jede Katze in eurer Obhut ein schönes, sicheres Für-immer-Zuhause finden werden.
Johanna & Tom mit Clarky